Frieder Berlin Trio: Soul Fingers
Jazz-Piano vom Feinsten - Hochgenuß á la carte
Produktionen des deutschen, genauer: Baden-Württembergischen Jazz-Labels Satin Doll habe ich ihnen hier schon vorgestellt.
Es lohnt, einen Blick zurück in die Label-Geschichte zu tun und sich neben den Neuerscheinungen auch noch einmal Aufnahmen
aus den Anfängen anzuhören.
So geschehen mit "Soul Fingers" dem Debüt-Album des Frieder Berlin Trios.
Hier hat der Label-Gründer, Komponist und Pianist ganz weit das American Songbook aufgeschlagen, die delikatesten Stücke herausgepickt
und neu arrangiert.
Die Titelliste spricht für sich. Zehn Standards hat Frieder Berlin ausgewählt und mit drei eigenen Kompositionen (Soul Fingers, Lignano und Blues For Lennie)
aufgefrischt.
Berlin beherrscht sein Handwerk, zollt den Großen seiner Branche Respekt, erweist George Gershwin, George Shearing, Richard Rogers, Oscar Peterson und
anderen mit seinen griffigen Arrangements elegant Reverenz.
Sein Trio ist klassisch, Bassist Hansi Schuller und Schlagzeuger Peter Schmidt zeigen wie Berlin selbst internationales Format. "Soul Fingers" hat von vielem Guten eine Menge,
vor allem aber ist es auf anspruchsvolle Art leicht, eine inspirierte Spurensuche auf den Pfaden des Jazz, die kurzweilig, beschwingt und auch beim x-ten Mal
Hören noch hinreißend ist.
Mit "Route 66" steigt das Trio ein, und wüßte man nicht daß Frieder Berlin das Arrangement geschrieben hat und am Klavier sitzt, man möchte glauben,
Horst Jankowski wäre mit im Boot - brillant!
"Lullaby Of Birdland" hätte Shearing selbst nicht seelenvoller gegeben - er würde Berlin hier sicher auf die Schulter klopfen.
Tun wir es für ihn.
Ein virtuoses Schlagzeugsolo pept Gershwins Musical-Song "´s Wonderful" auf, und mit "Learning The Blues" präsentiert Berlin den unverwechselbaren
Stil Oscar Petersons. Mal verträumt ("My Funny Valentine"), mal mit einem Kick Latin, mal ruhig, dann wieder treibend und swingend ("Soul Fingers") oder mit etwas
angezogenem Bop-Tempo wie in "Blues For Lennie (Tristano)" ist dieses Album ein unterhaltsames Lehrstück der jüngeren Jazz-Piano-Geschichte.
Wird in meinem Plattenregal in Reichweite bleiben.
(Frank Becker - www.omm.de )
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Viele Radiohörer von SWR 1 kennen ihn als Musikredakteur mit hohem Anspruch und
einem Faible für swingende Noten. Doch Frieder Berlin versteht nicht nur viel von Musik, er greift auch gern mal selber in die Tasten. Mit seinem Trio hat er
nun die erste CD unter eigenem Namen vorgelegt. Sie enthält abwechslungsreich arrangierte Jazzstandards und Eigenkompositionen. Dabei sind aus seinem Spiel
die unterschiedlichsten Einflüsse herauszuhören, von Oscar Peterson über
Keith Jarrett bis zu Bill Evans. Bei George Shearings "Lullaby of Birdland" etwa
setzt Berlin gekonnt dessen Blockakkordtechnik ein, während er in Stücken wie
"S`wonderful" oder "Caravan" mit perlenden Läufen glänzt. Auch seine eigenen
Kompositionen zeigen Vielseitigkeit: "Soul fingers" ist ein enorm
rockig-groovendes Stück, "Lignano" ein ruhiger Jazzwalzer und "Blues for Lennie"
ein schneller Bebop-Blues". Hervorragend auch das Zusammenspiel von Berlin mit
seinen Kollegen Hansi Schuller,b, und Peter Schmidt, dr. Beide verstehen sich
nicht nur als Begleiter und Timekeeper, sondern entwickeln im Zusammenspiel mit
Berlin dialogische Melodielinien, die manchmal wie eine Legierung verschmelzen.
Dazu kommt der leichtfüßige Swing des Trios, der diese vielseitige CD zu einem
entspannten Hörvergnügen macht.
(Andreas Geyer - Jazzpodium)
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