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           Kühntett 
          Image Of My Soul 
          Satin Doll Productions SDP 1063-1
          
Verfolgte die erste CD des Kühntetts noch das ambitionierte Ziel, junge Leute für den Jazz zu begeistern, wobei gelten sollte 
Kommunikation und Interaktion herauszustellen, eine Balance zu schaffen zwischen Energie und Spannung, ging man nun mit der neuesten 
Produktion „Image Of My Soul“ daran, die Ergebnisse solchen Tuns zu fixieren. Das Album enthält die Wiedergabe der Examens-Komposition 
des Bassisten Axel Kühn an der Musikhochschule Stuttgart. Es liegt ein fast 45-minütiges Werk vor, eine Suite von vier Sätzen, für 
deren Aufnahme Kühn zu den regulären Mitgliedern  seines Kühntetts den routinierten Saxophonisten Andi Maile, den Gitarristen und 
Sänger Fabian Pereira und den Pianisten Christoph Heckeler zum festen Stamm mit Alexander Kuhn, Tenor- und Sopransaxophon, und 
Marcel Gustke, Schlagzeug, einsetzte. Vorbild für Kühns Spielart sind Pat Metheny ("The Way Up"), Joshua Redman ("Passage Of Time") 
und vor allem John Coltrane ("A Love Supreme"). Sieht er bei Metheny viele komplexe, auskomponierte Teile mit relativ wenig Raum 
für Improvisationen, so steht Coltrane für ein Spiel, das seinen Schwerpunkt legt auf energiereiche und spirituelle Improvisationsausflüge, 
einfache harmonische Strukturen und wenig komplexe Abläufe: da ist wenig auskomponiert und viel improvisiert. In Kühns „Image Of  My Soul“ 
werden die beiden unterschiedlichen Ansätze verbunden. Die einzelnen Sätze (insgesamt sind es vier) gehen nahtlos ineinander über, höchst 
unterschiedliche Stimmungen werden kontrastiert. „Abbild meiner Seele“ bedeutet für Kühn, dass die Musik „immer aus dem Herzen kommt“, 
soll sie den Zuhörer angehen. Die einzelnen Teile der Komposition tragen Titel  wie „Two-dimensional“, „Distorted view“, „Complacency“, 
„Overwhelming occurence“, „Self knowledge“, „Spiritual welfare“  das Raffinierte dabei ist, dass diese eher abstrakten Begriffe beim 
Spielen einen „handgreiflichen“ Jazz ergeben, weil eben echte Teamplayer am Werk sind. Andi Maile, der Routinier aus der SWR Big-Band, 
und der Saxophonist Alexander Kuhn ergänzen sich hervorragend; Maile mit seiner Vorliebe und seinem Gespür für die Wohlklänge des 
Tenorsaxophons, und dagegen wild, entschlossen und voller Emotionen Alexander Kuhn (vor allem auch bei seinem Sopransaxophonspiel). 
Der Pianist Christoph Heckeler ist stets präsent, etwas ausgiebiger bei „Distorted View“ und erst recht im Interplay mit Bandleader Kühn, 
der seinerseits immer wieder durch einen singenden Ton, melodiöses Spiel voller erstaunlicher Fingerfertigkeit überzeugt. (Beispiel: „Complacency“). 
Der Brasilianer Pereira tritt mit rasantem Tempo in „Distorted view“ besonders hervor. Sehr melodisch bestimmt ist das Schlagzeugspiel von Marcel Gustke, 
der Paul-Motian-Nahes ins Spiel bringt (etwa in „Retrospective“). Eine Aufmerksamkeit erfordernde Produktion einer jungen Band, die Risiken nicht scheut, 
kompakt agiert, ohne auf individuelle Freiheiten zu verzichten. 
           Günther Currle      
  
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