Sängerinnen, die sich einem Standard-Programm
verschreiben, werden sich notgedrungen den etwas geiselnden
Vergleichen mit Diven aus dem Gestern und Heute aussetzen müssen. Die
etwa 32-jährige Vesna Skorija, eigentlich Slowenin, aber in
Plochingen geboren, wird es da schwer haben. Denn ob das warme Timbre
ihrer Altstimme ausreicht, um mit der braven Interpretation von
"My one and only love", "Just one of those things",
"On a clear day" u.ä. Standards oder einigen
Bossa-Nova-Klassikern ein größeres Publikum zu erobern, scheint
schwer vermittelbar. Zweifellos, Skorija singt schön, phrasiert und
intoniert schulmäßig - aber es fehlt etwas Charakteristisches oder
Freches - angedeutet etwa in Horace Silvers "The Jody grind".
Die Band mit Chris Geisler, p, Armin Höfer, sax, Lothar Sieb, b, und
Bernd Settelmeyer, dr, begleitet weich, gelernt zurückhaltend. Auch
hier fehlt eine überraschende Nuance, um die Grenze der lokalen
Beachtung zu überschreiten. Skorijas Talent sollte noch einen Anstoß
durch mutigere Arrangements erhalten. Wer sich aber jetzt schon in
wunderbarer Zartheit verführen lassen will, der kann einmal lauschen,
etwa zu Stephen Sondheims "Send in the clowns" - echtes
"Niceland"! (Matthias Weiller)
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